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Amt & Familie?

Wie willst du das als Bürgermeisterin mit kleinem Kind alles hinbekommen?
Hast du überhaupt genügend Zeit das Amt mit voller Kraft auszuüben?

Kurzversion: Ich kandidiere – trotz oder gerade weil ich weiß, dass ich das Amt gemeinsam mit meinem Kind und meiner Familie voll ausfüllen werde.


Langversion: Es ist gut, dass wir heute im Jahr 2025 und nicht mehr 1975 leben. Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie denke ich oft an meine Oma, Martha Wieland – eine unglaublich starke Frau. 1975 hatte sie drei Kinder zuhause, doch sie war weit davon entfernt, eine klassische Hausfrau zu sein. Neben Haushalt und Kindererziehung führte sie einen ganzen Bauernhof mit nur rudimentärer technischer Ausstattung: Kühe melken, Ställe ausmisten, Gräben räumen, Ernte einfahren, Gülle fahren. Niemand fragte sie damals, wie sie sich ihre Work-Life-Balance vorstellt. Sie packte einfach an, stand ihren Mann – oder besser: ihre Frau –, arbeitete 90 Stunden pro Woche und klagte nicht. Und all das ohne die Unterstützung von Großeltern, Kinderkrippe, Babysittern oder sonstigen Hilfen, die mir 50 Jahre später selbstverständlich zur Verfügung stehen.


Ich habe heute den Luxus, dass meine Familie vor Ort lebt. Oma, Kindergarten und Schule sind nur eine Minute zu Fuß vom Rathaus entfernt – ein Traum für jede berufstätige Mutter. Neben einem sicheren Krippenplatz und der Unterstützung meines Mannes sowie meiner Eltern kann ich zusätzlich auf meine Schwiegereltern, meine Schwester, ein Au-pair und einen Babysitter zurückgreifen. So ist gewährleistet, dass mein Kind jederzeit bestens versorgt ist und ich meinen Aufgaben uneingeschränkt nachkommen kann.


Mein zweites Argument: Ganz gleich, in welcher Lebensphase man sich für ein verantwortungsvolles Amt wie das der ersten Bürgermeisterin oder des ersten Bürgermeisters bewirbt – es wird immer Gründe geben, weshalb es angeblich nicht funktionieren könnte.

  • Unter 30 Jahren besteht der Verdacht, man wolle bald eine Familie gründen und könnte deshalb ausfallen.

  • Zwischen 30 und 45 Jahren heißt es, die familiären Verpflichtungen würden Beruf und Karriere im Weg stehen.

  • Ab 45 Jahren könnte die Pflege der eigenen Eltern zum Thema werden.

  • Und ab 55 Jahren unterstellt man mangelnde Energie oder ein erhöhtes Risiko gesundheitlicher Ausfälle.


Ich aber bin froh, dass ich ein Kind habe – und dass ich gerade jetzt kandidiere. In meinem Jahr „daheim“, geprägt von Schwangerschaft, Wochenbett und Babyzeit, habe ich nebenbei ein Haus gebaut (vom Dachdämmen bis zum Carportpflastern), zwei Umzüge organisiert und mein Fernstudium erfolgreich absolviert. Weil ich jemand bin, der immer Lösungen findet und sich nicht ausbremsen lässt.


Denn Mama zu sein hat nichts Romantisches. Es ist eine harte Schule, die Stressresistenz, Durchhaltevermögen, Organisationstalent, Problemlösungsfähigkeit und bedingungsloses Verantwortungsbewusstsein lehrt. Man stößt an Grenzen – und wächst über sie hinaus. Genau deshalb bin ich mit Kind heute geeigneter für das Amt der Bürgermeisterin, als ich es jemals zuvor war.

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